Raise the GLASS!

Glas gehört nicht nur zu den ältesten Gebrauchsmaterialien, sondern auch zu den faszinierendsten Kunstmedien der Menschheit. Peter Kuchler III. erschafft daraus einzigartige Skulpturen und „Sphären-Bilder“ für die Ewigkeit.

T e x t

JÖRG BERTRAM

„Ewig. Einzigartig.“ – Die
Glasskulpturen von Peter Kuchler III.
überdauern die Zeit und sind
ausnahmslos mundgeblasene Unikate

Heiße Sache: Jedes Objekt
wird vom Künstler persönlich
in der eigenen Werkstatt gefertigt.

Peter Kuchler III. mit einem seiner Meisterwerke.

Glaskunst, da denken die meisten an Omas Vasensammlung oder an aus dem Urlaub mitgebrachten MuranoNippes. Dabei erlebt Glas als künstlerischer Werkstoff bereits seit einigen Jahren ein fulminantes Comeback fernab von jedem Kitsch. So ließ Ai Weiwei beispielsweise gläserne Mittelfinger (in eindeutiger Pose) fertigen, während bei Tracey Emin knallbunte Neonherzen in Glasröhren pulsieren oder der deutsche Bildhauer Thomas Schütte 2017 auf der Biennale in Venedig mit kegelartigen „Glasgartenzwergen“ reüssierte. In Österreich gilt Peter Kuchler III. als führender zeitgenössischer Glaskünstler des Landes. 1991 in eine Dynastie renommierter Glaskunstschaffender geboren, beschäftigt er sich schon früh mit der Formgebung von flüssigem Glas und schließt bereits mit 18 Jahren die Glasbläserschule in Kramsach als Meister ab. Es folgen die klassischen Lehr- und Wanderjahre, die ihn zu den bedeutendsten Glashütten sowie zu heimischen oder internationalen Künstler:innen wie Kosta-Boda-Designer Jan Erik Ritzman führen. 2014 findet die erste Einzelausstellung in der Wiener Hofburg statt, auf die viele weitere – von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis in die Vereinigten Staaten – folgen. Rund um die Welt beginnen sich Galerien, Privatsammler:innen und öffentliche Institutionen für die oftmals bis zu 25 kg schweren Objekte aus dem Atelier von Peter Kuchler III. zu interessieren. Darüber hinaus kommt es aber auch zur Zusammenarbeit mit anderen stilprägenden Künstler:innen. So entstehen z. B. Werke gemeinsam mit Peter Layton im schwedischen Boda oder zusammen mit dem Italiener Davide Salvadore im weltweit wohl wichtigsten Glasmuseum, dem rund 45.000 Exponate zählenden „Corning Museum of Glass“ im US-Bundesstaat New York. Aber auch in der Heimat ist das Interesse groß: Im Jahr 2021 ziert ein Glasobjekt von Peter Kuchler das Katalogcover vom Dorotheum. „Larimeer“, eine rund 200 kg schwere gläserne „Lotusblume“ mit 200 cm Durchmesser, wird im Anschluss in den altehrwürdigen Hallen des weltbekannten Wiener Auktionshauses für 56.500 Euro versteigert. Außerdem erscheint der Name von Peter Kuchler III. im selben Jahr in der Liste der „30 unter 30“, mit der die Redaktion der deutschsprachigen Forbes-Ausgabe die spannendsten Nachwuchspersönlichkeiten auszeichnet. Doch was genau ist es, das Kuchlers Kunst auszeichnet und weltweit einzigartig macht? Natürlich ist es zunächst einmal das Höchstmaß an handwerklicher Perfektion – immerhin gilt die Arbeit mit flüssigem Glas als „die brachialste Art“, den Werkstoff in ein Werk von Wert und Relevanz zu verwandeln. Vor allem ist es aber der eklektische Ansatz: „Ich habe einen Mix aus Glasbläserei, Bildhauerei und Malerei entwickelt, um Menschen mit dem zu berühren, was ich erschaffe. Ich möchte, dass die Zeit kurz stehen bleibt und man sich in den Details verliert. Die Spirale in meinen Werken ist mein roter Faden, mein Wiedererkennungswert. Sie steht für meinen Leitspruch: Ewig. Einzigartig.“, so der Künstler, der sich immer wieder von der Formschönheit Klimts, der Abstraktion Kandinskys und der Farbenpracht von Andy Warhol inspirieren lässt. Was poetisch klingt – und im Endergebnis auch so ausschaut – bedeutet im Herstellungsprozess jedoch harte körperliche Arbeit, erklärt der Künstler: „Ich forme das 1.200 Grad heiße Glas mit meinen Händen. Als Schutzschicht verwende ich dabei eine nasse KronenZeitung. Die vielen Papierschichten isolieren ganz gut und ich kann das Glas fühlen, ohne mich stark zu verbrennen.“ Egal, ob an züngelnde Flammen erinnernde Skulpturen oder Assoziationen an planetarische Nebel weckende Glasscheiben auf schwarz schimmernden Glasplatten – die Arbeiten von Peter Kuchler III. sind stets wahre Meisterwerke. So viel ist glasklar …

P3 – PETER KUCHLER III.

P3 – Peter Kuchler III.
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tel.: +43 (0) 660 25 55 161
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