Das Wiener Unternehmen Aumaerk definiert „ConvenienceFood“ neu. Mit einer geheimen Hightech-Methode produziert es Fleisch, das immer zart und saftig ist – und beweist das auch im eigenen Lokal.
T e x t FLORIAN.HOLZER P h o t o s HERBERT LEHMANN
Harald Neumaerker, der Mann, der die Saftigkeit von Fleisch neu definierte.
Ursprünglich nur auf B2B ausgelegt, eröffnete Aumaerk in der Wiener City auch einen Shop mit Restaurant.
Harald Neumaerker ist vieles. Er war Verleger, hat Medizin studiert und Autos repariert, Sammler historischer Sportwagen ist er nach wie vor, Genießer war er immer schon. Was Harald Neumaerker allerdings niemals war, ist Fleischhauer – und noch weniger war er jemals Koch. Er behauptet sogar, eigentlich gar nicht kochen zu können. Was ihn vielleicht aber auch dazu befähigte, an die Sache mit der Zubereitung von Fleisch völlig anders heranzugehen: Es war vor etwa zwanzig Jahren, als Harald Neumaerker mit seiner Familie in einem Restaurant beim Essen saß, sich auf den Schweinsbraten freute – und dann enttäuscht feststellen musste, dass das Fleisch zäh und die Kruste labbrig war. Der Techniker und Forscher in ihm sagte, dass es da bessere Methoden und zuverlässigere Ergebnisse geben müsse, und so machte er sich auf die Suche. Er studierte archaische Garungsmethoden alter Zivilisationen, erforschte Zubereitungsmethoden fremder Kulturen, machte sich mit allen technischen Möglichkeiten der Garung tierischen Proteins vertraut. Schließlich hatte er eine Verfahrenskette beisammen, die aus nicht weniger als 19 verschiedenen Schritten besteht, 192 Stunden dauert und durch acht Testverfahren kontrolliert wird. Streng geheim und hinter nur mit Magnetcode zu öffnenden Türen wird in der Aumaerk-Fabrik im Gewerbegebiet von Strebersdorf Fleisch von Rind, Schwein, Kalb und Geflügel mit einer Kombination aus Schall, Magnetismus und speziell gesteuerten Temperaturkurven „gegart“. „Wir gehen dorthin, wo sous-vide aufhört“, sagt Neumaerker.
Pork Royal, ein Schweinebauch, so saftig und zart, wie man es zu Hause niemals hinbekommen würde.
Karin Neumaerker, Medizinsoziologin und
nunmehr auch Fleischsommelière, kostet vor …
Alle Kochbegeisterten, die davon zum ersten Mal hören, schmunzeln zuerst einmal skeptisch – bis sie den Schweinebauch „Pork Royal“, „Big Beef Rib“, den Rinderbraten „Sunday Roast“ oder die Gänsekeule „Mad Leg“ probiert haben und diese Stücke, die man schon so oft zäh, trocken und faserig erlebt hat, tatsächlich auf der Zunge schmelzen, ganz ohne Chemie, ohne Konservierungsstoffe, nur mit Physik. Eine Erfahrung, die auch diverse Koch-Superstars ganz offensichtlich verblüffte. Albert Adrià etwa, Betreiber von sechs Restaurants in Barcelona, vier davon mit Michelin-Sternen, gab den Aumaerk-Produkten die Bewertung „10 points out of ten“. Neumaerkers erste Kund:innen waren klarerweise jene, die sich darauf verlassen können müssen, dass jedes Stück gleich gut ist – Kreuzfahrtschiffe und Großcaterer kauften gerne bei ihm ein. In den vergangenen Jahren wurde das Projekt aber auch für Letztverbraucher:innen interessant – nicht zuletzt durch ausgeklügelte Logistik und rasche Lieferung.
Ja, Aumaerk hat auch einen eigenen Hauswein. Der wird aber ganz klassisch gekeltert …
Mittlerweile hat sich Familie Neumaerker auch mit dem „klassischen“ Handwerk vertraut gemacht, die gelernte Medizinsoziologin Karin Neumaerker machte die Fleischhauerei-Lehre, außerdem noch den Abschluss als Fleischsommelière und unterstützt ihren Mann Harald nun nicht nur beim Qualitätsmanagement – das „Beef Royal“ ist ihre ganz persönliche „Cut-Kreation“. Im September 2023 schließlich eröffnete der erste Shop in der Wiener Innenstadt, in dem sich die – garantiert butterweichen – Stücke nicht nur vakuumiert für zu Hause erwerben, sondern auch zubereitet vor Ort verkosten ließen. Vergangenen Oktober ging man noch einen Schritt weiter und setzte die Gerichte abends mit aller Gourmet Raffinesse undauch ein bisschen Show (inklusive Flammen und Trockeneis-Nebel …) in Szene. Aber Aumaerk hat schließlich den Anspruch, das „beste Fleisch der Welt“ anzubieten, da wäre Bescheidenheit irgendwie unpassend.
Bei aller Zubereitungs-Hightech – zerteilen kann man ein butterzartes Stück Fleisch schon auch mal mit dem Schwert.