LA MAISON DES MÉTIERS D’ART

Cartier feiert das zehnjährige Jubiläum seines im Berner Stil aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bauernhauses. Dieser einzigartige Ort vereint Savoir-faire, Disziplinen, Talente sowie Fachwissen und schafft so fruchtbare Verbindungen zwischen dem handwerklichen Erbe und fortschrittlichsten Technologien.

T e x t
IRMIE SCHÜCH-SCHAMBUREK
P h o t o s
CARTIER

„Dieser Ort ist einzigartig: Hier werden Kunsthandwerke bewahrt und weitergegeben, die in Vergessenheit zu geraten drohen oder nur noch selten Anwendung
finden – und das auf eine Art und Weise, die auch Platz für Innovationen lässt sowie der Kreativität des Maison als grenzenlose Inspirationsquelle dient.
Wir sind fest davon überzeugt, dass dieser Dialog zwischen Tradition und Moderne dem Kunsthandwerk ermöglicht, die Zeit zu überdauern und ein
Kulturerbe zu bleiben, das lebendiger denn je ist“, erklärt Karim Drici, Manufakturleiter von Cartier.

Das wertvolle Savoir-faire der Kunsthandwerke zu bewahren und weiterzugeben, sieht die französische Luxusmarke als ihre Verpflichtung an. Denn diese seltenen Fertigkeiten werden oft nur mündlich von Generation zu Generation überliefert und drohen daher, im Laufe der Zeit auszusterben. Mit dem Maison des Métiers d’Art, einem aus dem 17. Jahrhundert stammenden, restaurierten Bauernhaus im Berner Stil, schuf Cartier vor zehn Jahren eine kreative Schnittstelle zwischen traditionsreicher Handwerkskunst und modernen Fertigungstechniken. Der ursprüngliche Hof wurde in einem harmonischen Zusammenspiel von Moderne und Funktionalität so umgestaltet, dass er den zeitgemäßen Anforderungen entspricht, ohne dabei die historische Substanz zu vernachlässigen. So ist beispielsweise der zentrale, durch alle Stockwerke verlaufende Lichtschacht nicht nur ein optisches Highlight, sondern lässt auch mehr Licht in das alte Gebäude fallen – um den Uhrmacher:innen und Juwelier:innen die für ihre Arbeit notwendige Helligkeit zu ermöglichen. In der inspirierenden Atmosphäre des 1.500 m² großen Ateliers widmen sich mehrere, etwa fünfzigköpfige Teams der Entwicklung und Fertigung edler Uhrenkollektionen, die durch eine einzigartige Verbindung
von Handwerkskunst, Juwelier:innenkunst und meisterlichem uhrmacherischen Können bezaubern. Zuerst werden jedoch die Komponenten der Uhrwerke der Haute Horlogerie im Atelier der Manufaktur in La Chaux-de-Fonds, das sich in unmittelbarer Nähe befindet, hergestellt und verziert, etwa durch das Perlieren. Anschließend werden sie im Maison des Métiers d’Art zu fertigen
Uhrwerken montiert, in die Gehäuse eingesetzt und kontrolliert.
Im Maison sind drei übergeordnete Kunsthandwerkskategorien vertreten: die Kunst des Feuers, die Kunst der Metallbearbeitung und die Kunst der Komposition. Als „Kunst des Feuers“ versteht man alle Techniken der Bearbeitung von Emaille, etwa gemalte Emaille, Cloisonné-, Champlevé- sowie Grisaille-Emaille, Grisaille-Emaille mit Goldpaste oder Plique-à-jour-Emaille. Ein wunderbares Beispiel der Kunst der Metallbearbeitung ist die hier ausgeführte, alte Goldschmiedekunst der etruskischen Granulation, bei
der die Kunsthandwerker:innen Goldkugeln unterschiedlicher Größe

Behutsam restauriert. Der historische Kern des Bauernhofs.

Die Kunst der Metallbearbeitung.
Die etruskische Granulation ist eine uralte Goldschmiedekunst.

Handwerkskunst.
Haute Joaillerie trifft hier auf Haute Horlogerie

Tank Américaine Watch. Mini-Quarzmodell aus Weißgold mit Diamanten

herstellen. Diese werden anschließend einzeln auf die in der Kreation vertieft gestalteten Motive gelegt und verschweißt. Die Emaille-Granulation wiederum vereint die etruskische Granulationskunst mit jener der Emaillierung. Ähnliches gilt für die Filigranarbeit. Bei dieser Goldschmiedekunst werden Gold- oder Silberfäden – sogenannte Filigrane – zu einem Motiv zusammengefügt, indem man sie zu einem Gitter verbindet. Bei der Kunst der Intarsienarbeit werden verschiedene Materialien wie Holz, Stroh oder auch Rosenblüten auf der Fläche eines Zifferblatts zu atemberaubenden Kunstwerken kombiniert. Je nach Motiv werden hierfür bis zu 400 verschiedene Mosaikkomponenten auf das Zifferblatt
gesetzt. Diese traditionellen Techniken werden hier durch stetige Innovationen weiterentwickelt oder ergänzt. Dabei kommen Verfahren wie Mikrofluidik, Mechanik oder Magnetismus, aber auch neuartige Innovationen wie 3-D-Druck auf Gold oder Lasertechnik zum Einsatz.
Um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachbereichen zu fördern, wurden kürzlich neue Einrichtungen geschaffen, die den Anforderungen eines perfekten Arbeitsablaufes besser gerecht werden. Das
Maison des Métiers d’Art lädt zudem die weltweit besten Partner:innen und Kunsthandwerker:innen ein, um in dafür eigens eingerichteten Räumen gemeinsam mit den fixen Teams die anspruchsvollsten Kreationen zu fertigen. Das Ergebnis des an diesem Ort versammelten Talents
sind bislang über dreißig Patente. Das Maison des Métiers d’Art arbeitet darüber hinaus mit verschiedenen Ausbildungsstätten in Frankreich und der Schweiz zusammen, die sich mit dem Fassen von Edelsteinen, der Juwelier:innen- und der Uhrmacher:innenkunst beschäftigen, um das Fortbestehen dieser einmaligen kunsthandwerklichen Institution zu sichern. Seit Anbeginn ist Cartier für das ständige Streben nach dem Schönen und Ästhetischen sowie dem Ansinnen, dies durch stetige Innovationen weiterzuentwickeln, bekannt. Bereits sechs Jahre nach der Gründung 1847 erweiterte Louis Cartier seine Juwelier:innenkunst um anspruchsvolle Uhrmacherei. Seither vereint die Luxusmarke beide Welten synergetisch – die schönste Manifestation dessen ist das Maison des Métiers
d’Art, das nun sein zehnjähriges Jubiläum feiert.